In nur einer Minute zur Fahrschein-Erstattung –  LateBack in der FAZ

In nur einer Minute zur Fahrschein-Erstattung –  LateBack in der FAZ

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat über LateBack am 19.02.2019 in ihrem Beitrag „In nur einer Minute zur Fahrschein-Erstattung“ von Anna-Lena Niemann berichtet. Der original Beitrag ist hier nachzulesen.

Wenn es schneit, ist das für Michael Zierlein und Sebastian Hennig schlecht und gut zugleich. Schlecht, weil beide zwischen Darmstadt und Frankfurt pendeln und viele Bahnen auf dieser Strecke verspätet sind. Gut, weil das genau jene Tage sind, an denen besonders viele Kunden ihre App benutzen. Die Anzahl der Erstattungsanträge bei Late Back sei an derlei Tagen vierstellig, berichten die Gründer. Auch Zierlein geht dann an den Schalter des Rhein-Main-Verkehrsverbundes am Frankfurter Hauptbahnhof und lässt sich Geld auszahlen: ein paar Euro für jede Fahrt, die mehr als zehn Minuten verspätet war, so lautet das Versprechen des RMV. In nur drei Wochen sind bei ihm so 33 Euro zusammengekommen. „Wenn jeder wüsste, dass es bei Verspätungen Geld zurück gibt, nimmt das der Situation viel Frust und Aggressivität.“

Ist ein Zug verspätet, haben Kunden sieben Tage Zeit, einen Erstattungsantrag zu stellen. Wird alles genehmigt, bekommen sie bei Einzelfahrkarten den gesamten Preis erstattet, maximal aber acht Euro. Bei Monats- oder Jahreskarten gibt es, je nach Ticket, einen anteiligen Wert, beginnend bei 50 Cent pro Fahrt. Das Problem der freiwilligen „10-Minuten-Garantie“ ist jedoch, dass sie kaum jemand kenne, sagen die Gründer. Obwohl sie schon im Juni 2017 eingeführt wurde, wusste auch Zierlein lange Zeit wenig über das Versprechen – bis er eine Kollegin fragte, warum die sich in der verspäteten Bahn Uhrzeit und Verbindung in ein Notizbuch schrieb. Seitdem weiß er, dass man die Daten in ein Online-Formular des RMV eintragen kann, um sich einen Teil des Fahrpreises zurückzahlen zu lassen. Doch weil man das nicht mobil machen kann, sondern nur an einem PC, wird das Angebot noch relativ selten genutzt. Von diesem Moment an war Zierlein überzeugt: „So etwas muss einfacher und mit dem Smartphone gehen.“

Das Zwei-Mann-Team macht fast alles selbst

Wie viel Geld sie bisher in ihre Idee investiert haben, können die beiden Gründer kaum abschätzen. Schließlich haben sie als Zwei-Mann-Team fast alles selbst gemacht. Hennig ist 23 Jahre alt und studiert Informatik an der Technischen Universität in Darmstadt. Der sieben Jahre ältere Zierlein arbeitet als Manager im Online-Marketing. Ein gutes Team seien sie, finden beide. „Wir lassen uns gegenseitig machen und reden uns nicht viel rein“, sagt Hennig. Etwa 20 Stunden sitzen sie jede Woche an ihrer Idee von Late Back. Das ist nicht wenig mit Blick darauf, dass der eine einen Vollzeitjob hat und der andere studiert. Aber dass sie an den vergangenen Wochenenden selten Freizeit hatten, sei es ihnen wert gewesen, schließlich sei es eine tolle Aufgabe, an etwas Eigenem zu arbeiten.

Von Start-ups vorgeschädigt, wie Hennig es nennt, sind sie beide. Selbst gegründet haben sie zuvor zwar nicht, wohl aber in diversen Start-ups im Rhein-Main-Gebiet gearbeitet. Gerade deshalb wollen sie manches anders machen. „Gründen ist ein Trend geworden“, sagt Zierlein. Häufig gebe es große Visionen, aber es werde oftmals ohne Fokus und echten Mehrwert gearbeitet, berichten sie. Das wollen sie natürlich anders machen. Ziel ist kein Format wie etwa Instagram, wie Zierlein sagt, wo es vor allem darum gehe, den Nutzer möglichst lange in der Anwendung zu halten, um Umsatz mit Werbung oder Daten zu machen. Hennig findet: „Unsere App sollen die Leute dreißig Sekunden nutzen, schließen und dann gar nicht mehr daran denken.“

Vertragspartner für die Verkehrsbetriebe

Provisionen oder Servicepauschalen wollen sie ihren Kunden lieber nicht aufbürden. Anbieter wie beispielsweise Bahn-Buddy und Flightright finanzieren auf diese Weise ihren Service für Erstattungen bei der Deutschen Bahn und Flugreisen. Geht es nach den Gründern, soll Late Back als Vertragspartner für die Verkehrsbetriebe antreten. „Plan A“ nennt Zierlein das. Mit dem RMV befinden sie sich gerade in Gesprächen. Wenn die erfolgreich verlaufen, streben die beiden Männer an, dass es ihre App bald von Hamburg bis München gibt.

Auf einen der größten Vorbehalte seitens der Verkehrbetriebe seien sie dabei vorbereitet. Bei Monats- oder Jahreskarten lässt sich nicht nachweisen, ob eine Verbindung tatsächlich genutzt wurde. Das lade zu Missbrauch ein. Machine Learning und Algorithmen könnten helfen, zu erkennen, ob jemand die Garantie ausnutze, also am Bahnhof stehe und einfach jede verspätete Verbindung eingebe. Die Technik dafür sei bereits vorhanden.